Aus der guten alten Zeit.
Es melden Bücher und Sagen so manches Wunderding
von einem gelben Wagen, der durch die Länder ging.
Die Kutsche fuhr, man denke, des Tags drei Meilen weit
und hielt vor jeder Schenke. - O gute alte Zeit!
Es ward von Passagieren zuvor das Haus bestellt;
sie schieden von den Ihren, als ging's ans End' der Welt.
Sie trugen die Loisdore vernäht in Stiefel und Kleid,
im Sack zwei Feuerrohre. - O gute alte Zeit!
Oft, wenn die Reisegenossen sich sehnten nach Bett und Wirt,
da brummt der Schwager verdrossen: "Potz Blitz, ich hab' mich verirrt!"
Von fern her Wolfsgeheule, kein Obdach weit und breit;
es schnaubten zitternd die Gäule. - O gute alte Zeit !
Auch war es sehr ergötzlich, wenn mit gewalt'gem Krach
in einem Hohlweg plötzlich der Wagen zusammenbrach.
War nur ein Rad gebrochen, so herrschte Fröhlichkeit;
mitunter brachen auch Knochen. - O gute alte Zeit!
Der Abenteuer Perle war doch das Waldwirtshaus;
es spannten verdächtige Kerle die müden Schimmel aus.
Ein Bett mit Federdecken stand für den Gast bereit;
das zeigte blutige Flecken. - O gute alte Zeit!
Und waren der Gäste hundert verschwunden im Waldwirtshaus;
dann schickte der Rat verwundert berittene Häscher aus.
Die Leichen wurden gefunden, bestattet und geweiht;
der Wirt gerädert, geschunden. - O gute alte Zeit!
Nach Rudolf Baumbach.
Worterklärung:
Passagiere = Reisende
Louisdore = Alte Goldmünzen
Feuerrohre = Pistolen
Schwager = Postillion