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Andere alte Unterlagen

Sind sowohl Matriken als auch Duplikate verloren oder unzugänglich, dann kann man auf andere schriftlichen Aufzeichnungen ausweichen. Die wichtigsten davon sind die Grundbücher und Urbare. Nur muß man eben die richtigen finden, d.h. man muß zuerst erkunden, zu welcher Herrschaft (vor ca. 1850) dieses Haus gehört hat. Das hilft allerdings nur bei Bauern, Gärtlern, Häuslern, Bürgern und Handwerkern, die eigenen Grund oder zumindest ein Haus hatten. Dienstboten und fahrendes Volk findet man so nicht. Besonders wichtig sind die Gewährbücher dazu. Dort steht nämlich genau vermerkt, wer, wann, von wem, um wieviel, was gekauft hat. Weiters gibt es Gerichtsunterlagen, Waisenbücher, Stadtbücher (Ratsbücher), Bruderschaftsbücher, Urkunden, Akten aller Art, Testamente usw. Garantie, daß man dort etwas findet gibt es natürlich keine. Und es ist in der Regel sehr zeitaufwendig. Aber es ist der einzige Weg um eben doch noch etwas herauszufinden.

Die beste Methode, die ich in diesem Fall kenne ist, erst einmal eine Bestandsaufnahme zu machen, was an Schriftlichen aus dieser Zeit überhaupt überlebt hat. Und dann nur gezielt und geplant suchen. Denn trotz aller Widerwärtigkeiten sind die Archive Mitteleuropas gestopft voll mit Materialen. Alleine im ehemals Schwarzenbergschen Schloß in Böhmisch Krummau soll es drei Kilometer Laufmeter an herrschaftlichen Unterlagen über die ehemaligen Schwarzenbergschen Besitzungen in Südböhmen geben. Da könnte man ohne Plan also lebenslang suchen ohne das Gewünschte zu finden. Für Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Slowenien gilt, daß heute alle grundherrschaftlichen Unterlagen in öffentlichen Archiven liegen. In Österreich, Deutschland, Italien, der Schweiz usw. sind die alten Herrschaftsunterlagen oft noch in Privatbesitz.

Eine Übersicht über bereits im Netz verfügbare "andere" alte Unterlagen finden Sie hier: Census/Urbare/Steuerregister/usw.  

In manchen Ländern und zu unterschiedlichen Zeiten gibt es erhaltene (fast) komplette Landesbeschreibungen. Für Böhmen sind das das Untertanenverzeichnis (die sog. Seelenliste = Religionszählung) von 1651 wo alle erwachsenen Ansässigen und die älteren Kinder mit Altersangabe und Verwandtschaftsverhältnis aufgelistet sind, sowie die Berni Rula (Steuerrolle; angeführt sind alle Steuerpflichtigen samt Angehörigen) von 1654. Für Mähren gibt es die Landesbeschreibung (Lanské rejstriky) aus der Zeit um 1675. Das sind ungeheuer wichtige zusätzliche Quellen, die einen (beinahe) kompletten Gesamtüberblick über ganze Länder ermöglichen. So können vernichtete Pfarrmatriken ‚umgangen' werden. Ich wollte es gäbe soetwas auch für Österreich! Für das 18. Jht. gibt es für die habsburgischen Gebiete den sog. Theresianischen Kataster von 1751 - 1757 und den sog. Josephinische Kataster von 1787, benannt nach den großen Herrscherpersönlichkeiten Königin Maria Theresia und Kaiser Josef II.

Nach den Franzosenkriegen (ab 1817) gibt es den Franzizeischen Kataster, benannt nach Kaiser Franz I.

Nähere Informationen über die altösterreichischen Kataster finden Sie hier: Kataster