Wählen Sie die Sprache der Netzseite ...
Schriftgröße ändern

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Das Banater Bergland liegt im Südosten des Banats und gehört heute zum größten Teil zu Rumänien. Es ist ein Mittelgebirge mit Erhebungen bis zu 1449 Metern. Die Donau bildet die südliche Begrenzung. Die Hauptstadt ist Reschitz, auch Reschitza genannt (rumän. Reșița, serb. Решица / Rešica, ungar. Resicabánya).

Heute ist das ein nahezu vergessener Winkel Europas, aber das war nicht immer so. Nach dem Ende der Türkenkriege im frühen 18. Jht. war die Region nicht so entvölkert wie die westlich benachbarte Banater Ebene. Damals lebten vor allem Rumänen dort - von Weidewirtschaft und kleinen Feldern. Da die Gebirge voller Bodenschätze waren (Edelmetalle, Kupfer-, Eisenerze, später wurde auch Steinkohle entdeckt), bemühte sich die österreichische Verwaltung des Banat dort Bergleute anzusiedeln, um die Förderung in Schwung zu bringen. Diese gab es damals in dieser Region nicht, also warb man sie im Westen an. Schon 1703 kam die erste Gruppe von Tiroler Bergknappen nach Orawitz (rumän. Oravița,  ungar. und kroat. Oravica, tsch. Oravice, serb. Оравица). Weitere Türkenkriege brachten Rückschläge, aber der Zustrom vom Bergleuten aus der Zips, Niederösterreich, Tirol, der Steiermark, Oberösterreich, Westungarn, Altbayern, Schwaben und Deutschböhmen füllte die Orte immer wieder auf. Bald kamen auch Waldarbeiter und Bauern und beteiligten sich an der Erschließung dieses damals recht wilden Berglandes. Gleichzeitig wanderten auch Tschechen, Slowaken, Ungarn, Kroaten und Serben ein. Die Zuwanderer gründeten neue Orte und erweiterten die bestehenden, sie verdrängten niemanden. Besonders im späten 18. und frühen 19. Jht. war die Zuwanderung bedeutend. Die Städte waren ethnisch-sprachlich gemischt, die Dörfer meist homogen. Bei den "Berglanddeutschen", wie man diese kleine Volksgruppe später nannte, setzte sich schließlich ein oberösterreichisch-steirischer Dialekt wie im Salzkammergut durch. Dieser unterscheidet sich stark von dem der weiter westlich angesiedelten "Banater Schwaben" und den weiter östlich wohnenden "Siebenbürger Sachsen". Er ist aber dem der "Landler" in Siebenbürgen ähnlich. Wie friedlich das Zusammenleben der Volksgruppen war, sieht man an der Tatsache, daß im Reschitzer Theater abwechselnd in drei Sprachen gespielt wurde.

Diese Region war eine der wichtigsten Bergbauregionen der alten Monarchie und später auch eine wichtige Industrieregion.

Diese kleine deutsche Volksgruppe hielt sich trotz Krieg und Deportationen über beide Weltkriege hinweg. Seit dem Ende der kommunistischen Diktatur 1989 gingen aber viele der Jüngeren nach Deutschland oder Österreich, sodaß ihre Zahl im Banater Bergland rasch zurückgeht und nach etwa 250 Jahren das Ende dieser Volksgruppe bevorstehen könnte.

Umso verdienstvoller ist es, daß der Heimatverband "Banater Berglanddeutsche aus Rumänien in Deutschland e.V." (BBD) http://www.banater-berglanddeutsche.de/home.php?id=a0b0c0de in 25jähriger Arbeit Familienbücher aller ehemals deutschen Orte des Banater Berglandes erstellt hat.

http://www.banater-berglanddeutsche.de/home.php?id=a9b1c1de&adm=

Es handelt sich um insgesamt 24 Bände, in denen die Bewohner folgender 18 Orte komplett verzeichnet sind (in der Reihenfolge des Erscheinens):

-          Steierdorf (Anina, Stajerlak)

-          Bosowitsch (Bosovics, Bosovice)

-          Montan-Tschiklowa (Ciclova Montana, Cziklova, Csiklóbánya, Csiklovabánya, Németcsiklova)

-          Montan-Orawitz (Oravita, Oravice, Oravica) (2 Bände)

-          Orschowa (Orsova, Rusava, Orsava)

-          Montan-Saska (Saska Montana, Szaszkabanya)

-          Dognatschka (Dognecea, Dognacska)

-          Mehadia

-          Neu-Moldowa (Moldova Noua, Ujmoldova, Nova Moldava)

-          Franzdorf (Valiug, Ferencvalva)

-          Wolfsberg (Volfsberg, Garana, Garina, Szörenyordas)

-          Alt Sadowa (Sadova Veche, Öszagyva)

-          Lindenfeld (Karanberek) und Wolfswiese (Poiana Lupului, Sebesmezö)

-          Königsgnad (Tirol, Kiralykegye) (2 Bände)

-          Weidenthal (Brebu Nou, Temesfö)

-          Bokschan (Bocsa, Boksanbanya) (2 Bände)

-          Ferdinandsberg (Otelu Rosu, Nandorhegy)

-          Reschitz (Resita, Resica, Resicabanya) (4 Bände)

Jeder Ortsband beginnt mit Kapiteln zur geographischen Lage, Ortsgründung, Ansiedlungsgeschichte, Namensgebung, Entwicklung, Zu- und Abwanderung, kirchlichen -, kulturellen - und schulischen Situation, zur Verwaltung, Wirtschaft, dem Vereinswesen usw.

Zahlreiche Fotos illustrieren das Leben des 19. und 20. Jht.

Und dann folgt der Hauptteil, in dem alle Familien des Ortes seit der Gründung bzw. soweit die Quellen zurückreichen, alphabethisch geordnet aufgelistet sind, inkl. der bekannten Lebensdaten, Geburts-, Hochzeits- und Sterbeorten, Elternnamen usw.

Diese 24 Bände umfassen etwa 8.500 Seiten.

Der Heimatverband "Banater Berglanddeutsche aus Rumänien in Deutschland e.V." (BBD) http://www.banater-berglanddeutsche.de/home.php?id=a0b0c0de hat damit ein großartiges Werk erstellt, das in der alten Habsburgermonarchie seinesgleichen sucht. Wer auch immer im Banater Bergland forscht, dem seien diese Bände wärmstens empfohlen. Aber nicht nur diesen. Denn durch die Abstammung der meisten deutschen Siedler aus den österreichischen Alpenländern sowie Deutschböhmen gibt es natürlich auch hier zahllose verwandtschaftliche Beziehungen. Wer also im Alpenraum oder Böhmen Vorfahren in Bergwerks- bzw. Forstregionen erforscht, kann in diesen Bänden ebenfalls fündig werden.

Mit freundlichen Grüßen
Günter Ofner