Die Ahnenforschung hat sich in den letzten 30 Jahren sehr verändert.
Um das Jahr 1995 herum mußte man Archive noch persönlich besuchen, war von Öffnungszeiten abhängig und die Distanzen zum gewünschten Archiv spielten eine sehr große Rolle.
Ahnenforschung war vom Wohnort, den finanziellen Möglichkeiten und der Zahl der Urlaubstage abhängig.
Heute sind viele genealogische Materialien bequem im Internet lesbar, von jedem Punkt der Erde aus, auch am Wochende und rund um die Uhr.
Das hat vor allem mit einem Mann zu tun - Herrn Dr. Thomas Aigner.
Er ist studierter Historiker, promovierte 1997 an der Universität Wien zum Doktor der Philosophie und absolvierte zusätzlich den Ausbildungslehrgang für Archiv- und Historische Hilfswissenschaften am Institut für Österreichische Geschichtsforschung.
Herr Dr. Aigner war bzw. ist in zahlreichen internationalen Projekten zur flächendeckenden Digitalisierung des europäischen Kulturguts führend tätig.
- Ab 1995 (bis 2022) leitete er das Diözesanarchiv St. Pölten und leistete dort Pionierarbeit im Bereich der Digitalisierung historischer Quellen. Die Matriken der Diözese St. Pölten waren die ersten im Internet abrufbaren Standesbücher.
- 2002 startete unter seiner Federführung das Projekt Monasterium.Net (Virtuelles Archiv europäischer Urkunden), Stand April 2024: 650.000 vorwiegend mittelalterliche und frühneuzeitliche Urkunden aus über 200 internationalen Institutionen
- 2009 Matricula-Online (Kirchenbücher online)
Stand April 2024: ca. 8300 Pfarren aus mehr als 45 Diözesen aus 9 europäischen Staaten - 2009 The Archives Portal Europe network of excellence (APEx) project
- 2011 das österreichische Archivportal Archiv.net
- 2008 (bis Mai 2023) Präsident und seither Generalsekretär des International Centre for Archival Research (ICARUS), einer Zusammenarbeit von mehr als 180 Archiven, Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen aus Europa, den USA, Kanada und dem Irak zur Digitalisierung ihrer Bestände
- 2010 European Network on archival cooperation (ENArC)
- 2012 Crossborderarchives (CRARC) (Österreich-Slowakei)
- 2013 Archivnet
- 2014 The creative archives’ and users’ network(CO:OP)
- 2020 Time Machine (TMO) (Vizepräsident)
Herr Dr. Aigner hat für Millionen von Ahnen-, Familien-, Heimat-, Regional- und Geschichtsforscher die Pforten der Archive geöffnet, Forschung leichter gemacht bzw. Forschung überhaupt möglich gemacht.
Und zwar in einer Form und in einem Umfang, den vor 30 Jahren niemand für möglich gehalten hatte.
Im Unterschied zu kommerziellen Anbietern sind die von ihm angestoßenen Projekte alle kostenlos im Internet benützbar.
Und damit kann heute jeder forschen, ganz unabhängig vom Geldbeutel.
Daneben hat er noch eine Reihe von Büchern und Artikel, vor allem über kirchengeschichtliche Themen verfaßt, die man auf seiner Wikipedia-Seite aufgelistet findet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Aigner_(Historiker)
Unsere Familia Austria hat ihn dafür bereits im November 2018 mit unserer Auszeichnung Auctor Scientiae geehrt.
Trotz dieser beeindruckenden Leistungen ist Herr Dr. Aigner, der im vergangenen Sommer seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, ein bescheidener und sympathischer Mensch geblieben.
DANKE Herr Dr. Aigner!
Foto: Florian Mair
Nach fast 30jährigem Schaffen hat sich Herr Dr. Aigner nun beruflich verändert.
Er hat den Großteil seiner Funktionen zurückgelegt und bietet seine Dienste nun im Rahmen seiner Firma Heritage Consulting GmbH an.
Seine Ziele:
- Umfassende Bereitstellung von Wissen in allen Bereichen des kulturellen Erbes durch die Rekrutierung von geeigneten Experten, die entweder einzeln oder in Teams arbeiten.
- Strategische und wissenschaftliche Beratung mit Fokus auf die Bereiche digitale Transformation, Konservierung und Restaurierung, sowie die wirtschaftliche Nutzung und Finanzierung.
- Erstellung von Studien bezüglich Zustandserfassung, Maßnahmen und Nutzungs Szenarien für bewegliches Erbe wie Archivalien oder Museum-Objekte sowie unbewegliches Erbe architektonischer Ensembles.
Generalsekretär von ICARUS und Vizepräsident der Time Machine ist er aber glücklicherweise geblieben.
Und er leitet auch weiterhin den Kultur- und Denkmalverein Mariazell im Wienerwald.
"Mariazell im Wienerwald", auch "Klein-Mariazell" und "Mariazell in Niederösterreich" genannt, war ein 1136 gegründetes und 1782 aufgehobenes Benediktinerstift im Wienerwald nahe Altenmarkt an der Triesting.
2003 wurde es durch den Orden "Brüder Samariter der Flamme der Liebe des Unbefleckten Herzens Mariens" (FLUHM) wiederbesiedelt.
Günter Ofner